Mariä Heimsuchung in Ilgen

Patrozinium: Peter und Paul  am 29. Juni und Maria Heimsuchung am 2. Juli

im Stiftebrief vom 1564 auch die 14 Nothelffer am 14. Mai

Die heute nordöstlich von Steingaden an der B17 gelegene Kirche wurde von Abt Joachim Widemann im Jahr 1564 auf freiem Feld zeitgleich mit der südlich von Steingaden gelegenen Kirche in Kreuzberg als Pestkapelle errichtet. Sein heutiges Erscheinungsbild verdankt der Bau allerdings wesentlich Abt Augustin I Bonenmayr (1645-1674), der 1670 Johann Schmuzer mit einem Neubau beauftragte, der aber erst 1676 unter Abt Gilbert I Schmid von Wellenstein (1674-1684) vollendet wurde. In ihrem Erscheinungsbild ähnelt Ilgen der 1673 begonnenen Wallfahrtskirche St. Coloman bei Schwangau, ebenfalls ein Werk des Wessobrunner Baumeisters Schmuzer. 1735 ließ Abt Hyazinth Gaßner (1729-1745) – der um 1740 Dominikus Zimmermann mit dem Bau der Wieskirche beauftragte – zwei Seitenkapellen anfügen. Im Westen ruht auf einem quadratischen Unterbau und darüberliegendem Oktogon ein Zwiebeltürmchen.

Im Inneren fällt dem Betrachter die durch die Seitenkapellen betonte Breite des Baukörpers im Verhältnis zum Langhaus ins Auge, der nach Osten durch einen dreiseitig geschlossenen eingezogenen Chor abgeschlossen wird. Auch wenn Teile des wohl Franz Schmuzer zuzuschreibenden Stucks bereits den Beginn des Rokoko ankündigen, so dominiert sowohl im Chor als auch in der Flachtonne des Langhauses doch der regelmäßige, geometrische Stuck der Spätrenaissance. Der Barock hielt in Bayern schließlich erst mit dem Bau der Münchner Theatinerkirche 1663 Einzug.

Neben dem 1735 vom Steingadener Frater Lukas Schwaiger in Anlehnung an Peter Paul Rubens geschaffenen Gemälde des Hochaltars, das die Heimsuchung Mariens zeigt (im Auszug Gottvater), dominieren die beiden Figuren des hl. Petrus und Paulus die Ostseite des Chores. Auf der Mensa des Hochaltars das Gnadenbild, eine Figur der thronenden Muttergottes, das wohl der Zeit um 1430 entstammt. Im nördlichen Seitenaltar stellte Judas Thaddäus Ramis um 1750 dar, wie Anna Maria das Lesen lehrt (im Auszug Hl.-Geist-Taube). Das südliche Seitenaltarblatt zeigt den hl. Joseph mit dem Jesusknaben, im Auszug der Auferstehungschristus. Geschaffen wurde dieses Gemälde vermutlich 1735 durch den Augsburger Akademiedirektor Johann Georg Bergmüller, der einige Jahre später für das Welfenmünster die prächtige Freskierung übernehmen sollte. Auf den Mensen finden sich Figuren des hl. Antonius von Padua und des heiligen Leonhard. Die Gemälde der Seitenkapellenaltäre wurden wieder von Frater Lukas Schwaiger übernommen und bilden die Heiligen Jakobus den Jüngeren und Philippus (Norden) und die Heiligen Simon Zelotes und Judas Thaddäus im Süden ab. In den Auszügen lassen sich jeweils Engel erkennen. Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1675 und zeigt am Korb die Evangelisten und auf dem Schalldeckel St. Michael als Seelenwäger. Das Orgelprospekt (1823) zeigt König David zwischen zwei Musikengeln.

Die Kirche wurde zwischen 1939 und 1949 und 2008/2009 im Inneren restauriert. 1981 bis 1982 und dann wieder 2008/2009 wurde auch die Fassade einer Renovierung unterzogen.       

                                                                                                                                                             Alexander Mikutta