Ehemalige Klosterkirche und heutige Pfarrkirche der Pfarrei Steingaden
Patrozinium: St. Johannes Baptist am 24. Juni
Im Jahr 1147 stiftete Herzog Welf VI vor seinem Aufbruch zum zweiten Kreuzzug in Steingademen ein Kloster und ließ es von den Prämonstratensern aus Rot an der Rot besiedeln. Der Gründer des Prämonstratenserordens Norbert von Xanten selbst soll in einer Vision diese Abtei vorhergesehen haben, so dass die Kurformel der Gründung lautet: „Was Norbert schaut, hat Welf gebaut.“ Die Säkularisation im Jahr 1803 hat allerdings die über 650-jährige Klosterzeit beendet, aber bis heute erinnern viele materielle und ideelle Relikte an diese bedeutsame Geschichte – am eindrücklichsten die einstige Kloster- und heutige Pfarrkirche St. Johannes Baptist. Weil der Stifter Welf VI. dieses Gotteshaus für sich und seinen Sohn als Grablege auserkoren hat, wird die im Jahr 1176 geweihte Kirche auch „Welfenmünster“ genannt.
Noch heute bestimmt die Romanik die äußere Erscheinung der Kirche, die aber durch viele Überformungen in ausgesprochen gelungener Weise heute Elemente aus Romanik, Spätgotik, Renaissance, Barock, Rokoko bis hin zu neuzeitlichen Ausdrucksformen vereinigt.
Beim Eintritt durch das Hauptportal in die Ende des 15. Jahrhunderts angebaute gotische Vorhalle durchschreitet man gleich zwei Epochen, denn die Bronzetüren wurden 1965/66 vom Künstler Ernst Wirtl geschaffen und betonen mit ihren Darstellungen die Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils. In der Vorhalle zeigen Fresken aus dem 16. Jhdt. die Genealogie der Welfen. Betritt man dann durch wiederum von Wirtl geschaffene Bronze-Glasguss-Türen das Kirchenschiff, überwältigt nicht nur die schiere Größe, sondern auch die Ausgestaltung des Kirchenraumes im verspielten Stil des Rokoko mit seinen Stuckgirlanden, Goldengeln und farbenfrohen Fresken. Man befindet sich nun gleichsam in der Blütezeit des ehemaligen Konvents, dessen Äbte Hyazinth Gassner und Marianus Mayer zum 600-jährigen Jubiläum 1747 mit Franz Xaver Schmuzer (Stuck) und Johann Georg Bergmüller (Fresken) die renommiertesten Künstler engagierten, um die Kirche dem Zeitgeschmack entsprechend zu gestalten. Die Deckenfresken sollten denn auch die Bedeutung des Klosters widerspiegeln und so wird im östlichen Gemälde die Gründungsvision Norberts gezeigt, im westlichen die Verwirklichung dieser Vision im Bau des Klosters und die Mitte zeigt die Verherrlichung Norberts im Himmel.
Der Chorraum von 1663 ist im Stil des Barock und hier wird Norberts Bedeutung hervor gehoben, indem in stuckgefassten Feldern im Gewölbejoch die Monogramme Jesus, Maria, Josef und Norbert in eine Linie gesetzt sind. Der von Jörg Pfeiffer geschaffene Hochaltar symbolisiert die Verbindung von Erde und Himmel – auch durch die im Altarblatt dargestellte Übergabe des Ordensgewandes aus der Hand der Jungfrau Maria an den hl. Norbert. Von besonderer Bedeutung ist das im Jahr 1534 geschaffene Chorgestühl, das den Chorraum auf der Süd- und Nordseite flankiert. Mit edlen Hölzern wie Blumenesche, Pfauenaugenahorn, Wacholder u.a. setzt das Renaissance-Gestühl einen ganz besonderen Akzent. Ganz in die Gegenwart führen die im Rahmen der Renovierung von 2016 – 2019 geschaffene Chorogel vom Premer Orgelbauer Edi Heißerer sowie Ambo und Altar, die der einheimische Steinbildhauer Johannes Klein aus Kalkstein vom Gründungsort des Ordens Premontre gestaltet hat.
So gibt das Welfenmünster nicht nur Einblick in die Stilgeschichte der Kunst, sondern ist auch Zeugnis für Durchhaltekraft und Hoffnung nach vielen Zerstörungen (1402 Großbrand, 1525 Brandschatzung im Bauernkrieg, 1646 Zerstörung im 30-jährigen Krieg) und eine lebendige und jeweils zeitgemäße Glaubensverkündigung durch viele Jahrhunderte hindurch.
Verlässt man die Kirche auf der Südseite, gelangt man in den romanischen, aber gotisch überwölbten Überrest des alten Kreuzgangs mit einzigartiger Brunnenkapelle.
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